Liebe Gemeindeglieder!

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Auf Grund der Tatsache, dass wir im Alltag sehr eingespannt sind oder einfach die Kräfte fehlen, das Familiengrab zu pflegen, gibt es immer mal wieder den Wunsch von Gemeindegliedern, das Familiengrab mit Vlies zu belegen, auf das eine Kiesschicht kommt, und die Grabstätte somit pflegeleicht zu gestalten. Sicherlich ist eine solche Gestaltung für einen gewissen Zeitraum pflegeleicht, weil keine ungewünschten Pflanzen aufkeimen und man somit kein „Unkraut“ jäten muss. Außerdem entfällt das mühsame Harken der Fläche.

Aus meiner langjährigen Gärtner-Praxis weiß ich allerdings, dass diese Pflegeleichtigkeit nur kurzfristig erhalten bleibt. Im Laufe von nur drei bis fünf Jahren kann es zu einem so starken Einfall von Humusmasse kommen z. B. von Laub und/oder herabfallenden Nadelgehölz-Nadeln oder Staub, der beim Beackern von Feldern durch die Luft schwebt oder Blütenstaub z. B. von Rapsfeldern u. v. a. Durch diese Humusmasse, die man kaum aus dem Kies entfernen kann, kommt es anschließend zu einem vermehrten Aufkommen von ungewünschten Pflanzen, also „Unkraut“.
Das dann aus der Kiesfläche zu entfernen ist sehr mühselig.

Die Bepflanzung wiederum, die man in Aussparungen in der Kiesfläche hat, leidet unter dem Luftabschuss des Erdreichs. Wurzeln atmen und bekommen durch das Vlies und die Kiesschicht nicht ausreichend Luft. Außerdem hat man nach dem Einpflanzen gar keine Kontrolle, ob man die Pflanzen gießen muss und ob man ausreichend oder gar zu viel gießt. Das so wichtige Fingerspitzengefühl im Wortsinn ist nicht möglich. Der Finger scheitert am Kies.

Die Erde, in der die dekorativen Pflanzen wohnen, wird im Laufe der Zeit immer weniger belebt sein, denn auch die Regenwürmer, um die sichtbaren Bodenbewohner zu nennen, brauchen Luft (und Humus) zum Leben. Ebenso ist es bei den so wichtigen Mikroorganismen, die millionenfach in einem Kubikzentimeter Erdreich wohnen. Das Boden-Gleichgewicht wird vollkommen zerstört.

Last but not least heizt sich der Kies extrem auf und die schönen Pflanzen müssen in Sommern wie 2018 und 2019 nicht nur tagsüber die Hitze aushalten, sondern auch nachts noch mit der extremen Wärmerückstrahlung zurechtkommen. Das mag man doch keinem Lebewesen zumuten, oder?

Deswegen der Beschluss des Kirchenvorstandes und des Friedhof-Ausschusses: Sollte Sie diese Ausführung nicht überzeugt haben, ganz auf Vlies und Kies zu verzichten, darf maximal eine Fläche von einem Drittel der Grabstätte mit Kies oder gar einer Steinplatte versiegelt werden. Zwei Drittel der Fläche müssen weiterhin frei bleiben.

Selbstverständlich gibt es nach wie vor die Möglichkeit, mit Hilfe von Rindenmulch das Erdreich abzudecken (ohne vorher Vlies darunter zu legen!) und somit eine pflegeleichtere Gestaltung zu erreichen. Unter Mulch hält sich die Feuchtigkeit auch besser, was in heißen Sommern ein Vorteil ist.

Andrea Buddenberg
(Mitglied Friedhofsausschuss

Foto: Andre Hartwich