„Gestatten – ich brauche. Vom Umgang mit Bedürfnissen“ hieß vor Jahren ein Vortrag in einer benachbarten Kirchengemeinde. Dieser Titel kam mir zum diesjährigen Monatsspruch für den Juli wieder in den Sinn. Eine ganze Reihe von Sehnsüchten und Wünschen kamen zur Sprache: große und kleine Sehnsüchte, sichtbare und unsichtbare Wünsche, nachvollziehbare und auch auf den ersten Blick skurrile Bedürfnisse.
Der Verfasser des Psalms 42, aus dem unser Monatsspruch stammt, merkt, was in ihm vorgeht. Er spürt, dass ein Innerstes sich lautstark zu Wort meldet, und kann sein Bedürfnis in Worte fassen. Er findet ein Bild dafür und beschreibt seinen Durst so: „Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott.“ (Psalm 42,2f.)
Das ist kein kleines Bedürfnis. Der Psalmbeter sehnt sich nach Gott. In seiner aktuellen Lebenssituation findet er ihn nicht und will doch ohne ihn nicht sein. Er erinnert sich an ganz andere Gotteserfahrungen, an Gemeinschaft mit Menschen, die seinen Glauben teilten. Heute begegnet er eher solchen, deren Fragen nach Gott resigniert und vorwurfsvoll klingt, nicht aber nach Durst und Sehnsucht. Und doch ahne ich auch hinter diesen Anfragen den Wunsch, Antworten zu finden, Gott wieder auf die Spur zu kommen in all dem, was in dieser Welt so oft dagegenspricht. Wer einen Glaubenden so hinterfragt, hat noch nicht endgültig abgeschlossen hat mit dem Thema Gott, auch wenn die Sehnsucht sich zuweilen hinter Aggression und Vorwurf verbirgt.
Die Frage nach Gott beschäftigt den Psalmbeter ebenso wie die, die ihn und seinen Glauben kritisieren; auch wenn ihre Erfahrungen unterschiedlich sind und sie sich daher unterschiedlich äußern. Der Psalmist findet Worte für sein innerstes Bedürfnis; andere nicht – oder sie verbergen es hinter dem, was sie öffentlich zum Ausdruck bringen.
„Gestatten – ich brauche …“ Wo ist deine Sehnsucht – was ist Ihr Bedürfnis? Würden Sie es „Gott“ nennen oder die Erfüllung von Gott erwarten? Hat es mit Gemeinschaft (Gemeinde) zu tun? Gibt es ganz konkrete Wünsche? Oder beschreiben Sie es ganz anders – oder gar nicht (mehr)?
„Gestatten – ich brauche …“ Bedürfnisse und Wünsche dürfen laut werden und sollen Gehör finden. Nicht nur „bei Kirchens“, aber hier ganz besonders.
Und was brauchen Sie? Wenn Sie mögen, reden wir darüber
Ihre Susanne Dremel-Malitte